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8. Branchentreffen Automobil

26.09.2017
8. Branchentreffen Automobil

Automatisierung & Automobilindustrie
– Technologie entwickeln oder von ihr getrieben werden

Chance oder Risiko? Diese Frage steht häufig im Zentrum, wenn es um die Einführung neuer oder die Anpassung bestehender Technologien geht. Bei der Automobilindustrie standen zuletzt vor allem Themen wie Elektromobilität, On-Board-Vernetzung oder autonomes Fahren im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Abseits dessen deuten sich auch auf der Produktionsebene technologische Veränderungen an. Die dort zum Einsatz kommenden Netzwerke sollen automatisierte Abläufe steuern, eine immer größer werdenden Menge Daten mit möglichst geringer Verzögerung übertragen und trotz allem stets verfügbar und sicher sein.

Wie diese Anforderungen erfüllt und schon in der Planungsphase die nötigen Voraussetzungen dafür geschaffen werden können, war Gegenstand des 8. Branchentreffen Automobil am 20. und 21. September 2017. 31 Vertreter von Deutschlands führenden Autobauern sowie damit in Verbindung stehenden Unternehmen (z.B. Zulieferern) waren der Einladung des Technologieunternehmens Indu-Sol ins sächsische Meerane gefolgt, um sich über aktuelle Themen aus den Bereichen Netzwerkplanung und -diagnose zu informieren sowie gegenseitig Erfahrungen unter Fachkollegen auszutauschen.

Im Mittelpunkt der angeregten Fachdiskussionen stand am ersten Tag unter anderem der Einsatz von echtzeitfähiger Datenübertragung in ethernetbasierten Netzwerken mit Hilfe von Time-Sensitive Networking (TSN). Wie lassen sich die damit verbundenen Mechanismen in bestehende Lösungen wie PROFINET implementieren? Welche Konkurrenzsituationen zu anderen Technologien entstehen? Zu diesen und weiteren Fragen rund um das Thema „PROFINET & TSN – Chance oder Risiko“ referierte Dr. Peter Wenzel vom Weltverband PROFIBUS & PROFINET International (PI), in dem es einen entsprechenden Arbeitskreis dazu gibt. Welche Herausforderungen hochvernetzte Strukturen für die Sicherheit und Verfügbarkeit der eingesetzten Netzwerke bergen und mit welchen Maßnahmen dem begegnet werden kann, beleuchtete Karl G. Schrade von der PHOENIX Contact Cyber Security AG.

So ratsam und weitsichtig der Blick in die Zukunft auch ist, darf das Hier und Jetzt natürlich nicht vernachlässigt werden. Der steigende Einsatz von höherfrequenter Leistungselektronik sowie die zunehmende Vernetzung im industriellen Umfeld erfordern bereits heute moderne Konzepte in den Bereichen EMV & Potentialausgleich, da elektromagnetische Störeinflüsse mit zu den häufigsten Ursachen für instabile Datenkommunikation auf Produktionsebene gehören. Mit der PI hat nun erstmals eine Feldbusnutzerorganisation den Versuch unternommen, den aktuellen Stand der Technik zu den Themen Schutz- und Funktionserdung sowie Schutz- und Funktionspotentialausgleich im Bereich des Maschinen-/Anlagenbaus umfassend zu Papier zu bringen. Der zugehörige Arbeitsgruppenleiter Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann gab in seinem Vortrag einen Einblick in die erzielten Erkenntnisse, die in Kürze in Form einer Handlungsempfehlung veröffentlicht werden.

Mit Maßnahmen wie diesen gehen Verbände und Unternehmen der Automatisierungsindustrie einen wichtigen Schritt dahin, die Zukunft nicht nur abzuwarten, sondern auch aktiv zu gestalten. Gerade angesichts der zunehmenden Digitalisierung treten plötzlich auch branchenfremde Unternehmen auf den Plan, deren originäres Geschäft die Datengewinnung und -aufbereitung ist. Auch sie bieten Lösungen etwa in den Bereichen Cloud-Technologien, Big Data oder Smart Factory an und erhöhen auf diese Weise den Wettbewerb. Es liegt nun in den Händen der Automatisierungsbranche, zu entscheiden, ob sie diese Technologieentwicklung gestaltet oder von ihr getrieben wird.